(Goethe) Sollen Lehrer und Schüler auf Facebook befreundet sein? — B2 Sprechen Teil 2
(A)
Also, heute sprechen wir über Schüler und Lehrer in sozialen Netzwerken, und
zwar auf Facebook.
Von
diesem Thema bin ich ganz angetan. Und ich glaube, dass Facebook eine ideale
Plattform für moderne Kommunikation ist.
Deshalb
möchte ich heute die Freundschaft zwischen Lehrern und Schülern befürworten.
Wo
sonst können sie für ihre Schüler derart gut erreichbar sein?
(B)
Freundschaftsanfragen via Facebook oder andere soziale Medien würde ich
ablehnen.
Ich
glaube, schulische und private Anliegen müssten strikt und streng getrennt
werden. Ich würde übrigens nie eine Freundschaftsanfrage von einem Lehrer
akzeptieren und zusätzlich würde ich den Lehrer noch blockieren.
(A)
Facebook, Instagram, und andere soziale Netzwerke gehören aber zum täglichen
Alltag von Schülern.
Über
die sozialen Netzwerke werden Informationen ausgetauscht, Fotos gezeigt und von
anderen kommentiert.
Die
virtuelle Kommunikation wird auch immer mehr von Lehrern genutzt.
Es
ist doch eine Art Vertrauensbeweis, wenn Schüler mit ihren Lehrern befreundet
sein wollen.
(B)
Ich bin mit Ihnen nur teilweise einverstanden.
Es
ist zwar eine Art Vertrauensbeweis, aber das ist inzwischen so umstritten, dass
in manchen Ländern die Interaktion von Lehrern und Schülern via Facebook
verboten wurde.
Eine
„Freundschaft“ auf Facebook lenkt aber vom eigentlichen Zweck der Sache ab,
nämlich einer digitalen Hilfestellung für die Lehrer-Schüler-Kommunikation.
Stattdessen
erfahren die Schüler dank Facebook plötzlich mehr über ihren Lehrer, als sie
vielleicht wissen wollen – und umgekehrt. Fotos, mit wem sie befreundet sind,
wo sie sich aufhalten und was sie gerade machen.
(A)
Es gibt doch aber Privatsphäre-Einstellungen.
Man
kann z.B. auswählen, wer die zukünftigen Beiträge sehen soll.
Man
kann ja auch festlegen, wer seine Stories sehen kann.
(B)
Aber jetzt mal ehrlich: Wer macht davon schon konsequent Gebraucht? Ich meine,
von diesen Einstellungen.
Eine
offene Atmosphäre ist durchaus angenehm, außerhalb der Schuler sollten aber
beide Seiten auf ihre Privatsphäre achten – die Lehrer, um eine gesunde Distanz
zu wahren, und die Schüler, weil sie es später vielleicht doch einmal bereuen
werden, ihre Partyfotos für alle sichtbar gepostet zu haben.
Facebook
ist ja eine Freundschaftsplattform. Aber Lehrer und Schüler sind schon vom
Grundsatz her keine Freunde.
Man
sollte also eine autoritäre Distanz wahren, sich auf dem Flur oder per Mail
austauschen – aber bitte nicht auf Facebook.
(A) Bezüglich
der autoritären Distanz habe ich eine ganz andere Meinung. Autorität geht nicht
durch Nähe oder eine größere Vertrautheit verloren, ganz im Gegenteil.
Das
nennt man die „Neue Autorität“, und die wird als Schulkonzept mittlerweile an
vielen Schulen umgesetzt.
Es
geht hierbei nicht um „Pseudofreundschaften“, sondern um eine neue Umgangsweise
miteinander.
(B) Ja,
Ihre Argumente sind sehr überzeugt. Aber meiner Meinung nach ist es nicht in
Ordnung, wenn Schüler und Lehrer befreundet sind.
Ich
finde, Lehrer brauchen nicht unbedingt zu wissen, was ihre Schüler in der Freizeit
machen.
Anders
ist es, wenn man eine geschlossene Gruppe mit allen Mitschülern und Lehrkräften
hat. Dort kann man z.B. Infos austauschen und Termine vereinbaren.
In
einer Gruppe können alle Mitglieder miteinander kommunizieren, egal ob sie bei Facebook
befreundet sind oder nicht.
(A)
Aber dann wären sie Schüler ohne Facebook-Account deutlich im Nachteil.
Sie
wären gezwungen, sich einen solchen anzulegen, um dieselben Vorteile wie die
anderen Mitschüler zu genießen und auch in Gruppenchats mitreden zu können.
Ich
kann aber dem nicht widersprechen, dass Facebook ein sehr nützliches Hilfsmittel
sein kann, wenn man z.B. eine Frage zur Hausaufgabe oder zum Abgabetermin stellen
möchte.
(B)
Das sehe ich aber total anders.
Wenn
ich mich jetzt noch in die Lage meiner Lehrer hineinversetze, macht das die
Sache auch nicht besser: Wollen die wirklich nach Feierabend von zu Hause aus
immer noch Facebook-Nachrichten von Schülern beantworten, weil sie es nicht
geschafft haben, ihnen richtig zuzuhören?
(A)
Da kann ich Ihnen leider nicht widersprechen, selbst wenn ich es wollte.
Dann
könnten wir also festhalten, dass die Frage beides hat: Vor- und Nachteile.
Und
da eine solide Schüler-Lehrer-Kommunikationskultur von großer Notwendigkeit
ist, wäre es ratsam, eine Alternative zu finden.
(B)
Das finde ich auch. Inzwischen gibt es übrigens schon spezielle Programme für
die Lehrer-Schüler-Kommunikation, mit denen Lehrer einfache Erinnerungs-SMS
schicken und Schüler im Gruppenchat antworten können.
Oder
man schickt halt eine ganz altmodische E-Mail, das hat bei mir bis jetzt immer
funktioniert.
(A)
Die Idee mit speziellen Programmen hat mir besonders gut gefallen. Dadurch kann
eine gesunde Distanz gehalten werden. Ich bedanke mich bei Ihnen für dieses
Gespräch.
(B)
Ich danke Ihnen auch. Zusätzlich danke ich Ihnen für Ihre wertvollen Argumente.
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